Donnerstag, 12. Dezember 2019
Mesoamerika auf den internationalen Filmfestspielen „Berlinale“. Beobachtungen aus der Ära seines Direktors Dieter Kosslick 2001-2019.
Seit 1951 finden in Berlin alljährlich die Internationalen Filmfestspiele Berlin – die Berlinale – statt. Bereits seit den 1970ern bilden Produktionen aus dem außereuropäischen Ausland einen Schwerpunkt, darunter auch Filme aus Lateinamerika. Sie sind insbesondere in den Sektionen „Forum“ und „Panorama“ angesiedelt, alle Filme in Panorama“ werden als Welt- oder Europa-Premiere präsentiert. Im Jahre 2013 wurde als Sondersektion das alle zwei Jahre stattfindende „NATIVe – A Journey into Indigenous Cinema“ eingeführt. Das indigene Lateinamerika war der Schwerpunkt der zweiten von 2015. Diese Sondereihe wird ab 2020 unter der neuen Festivalleitung allerdings schon wieder abgeschafft. In allen Sektionen, auch im „Wettbewerb“, waren jedoch Filme mit Thematiken aus dem Bereich Mesaomerika, d. h. Mexiko, Zentralamerika und auch USA vertreten. “Ixcanul” von Jayro Bustamante gewann 2015 sogar den “Silbernen Bären” der Berlinale, während andere später in die internationalen Charts gelangten, z.B. „Museo“ von Alonso Ruizpalacios (2018) über eine spektakulären Kunstraub im Museo Nacional de Antropología von Mexiko Stadt. Auch die Netflix Produktion „Roma“ u.a. in mixtekischer Sprache von Alfonso Cuarón (2019), Oscargewinner als “Bester fremdsprachiger Film” wurde auf der Berlinale gezeigt. Nicht nur in der Sektion „Native“ liefen Filme, die sich mit dem indigenen Mesoamerika beschäftigten, z. B. „Ausentes“ von José Lomas Hervert aus der mexikanischen Huasteca.
Der Vortrag von Prof. Dr. Viola König diskutiert retrospektiv 20 Jahre Filme über Mesoamerika, die auf der Berlinale seit der Jahrtausendwende gezeigt wurden.
Ort und Zeit: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, Von-Melle-Park 3, Vortragsraum (HG 154), 1. Etage, Beginn 18 Uhr (c.t.). Der Eintritt ist frei.
Donnerstag, 14. November 2019
Mut zur Selbstermächtigung – Frauen(vor)bilder in Filmbeiträgen zu Mesoamerika
Filmbeiträge zu Mesoamerika zeichnen immer noch häufig ein Bild indigener Frauen, die sich – idealerweise in traditioneller Kleidung – mit ruhiger Hingabe den Dingen des Alltags widmen: dem Haushalt, der Feldarbeit, dem Weben. Doch wird dieses Bild zum einen nicht wirklich den vielen mühevollen Aufgaben, der Mehrfachbelastung und oftmals der Hauptverantwortung in Familie und Gesellschaft gerecht; und zum anderen werden – mal abgesehen von Dokumentationen zu den Frauen in Tehuantépec – relativ selten Alternativen zu diesem Frauenbild geboten.
In dieser Veranstaltung sollen daher Filmbeispiele vorgestellt werden, die eine geänderte bzw. differenzierte Betrachtung ermöglichen. Diskutiert werden exemplarisch Xenia Böttchers Darstellung der Rarámuri – Läuferin Lorena Ramírez, zapatistische Frauen in den Dokumentationen “Der Aufstand der Würde” sowie “Das Recht glücklich zu sein” und der Spielfilm “Ixcanul” von Jayro Bustamente. Durch die Veranstaltung führt Christian Brückner.
Ort und Zeit: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, Von-Melle-Park 3, Vortragsraum (HG 154), 1. Etage, Beginn 18 Uhr (c.t.). Der Eintritt ist frei.
Donnerstag, 17. Oktober 2019
Rückkehr zum “Goldenen See” – 100 Jahre Fritz Langs “Die Spinnen” reloaded
Am 3. Oktober 1919 feierte in Berlin Fritz Langs “Der Goldene See”, der erste von ursprünglich vier Teilen des Spielfilmzyklus´”Die Spinnen” Premiere. Wenngleich mit “Das Brilliantenschiff” nur noch ein weiterer Teil produziert wurde, war Langs Werk ein kommerzieller Erfolg, der zudem das Abenteuerfilm-Genre maßgebend prägte und großen Einfluss auf nachfolgende Filmreihen wie etwa die Indiana Jones-Reihe ausübte, nicht zuletzt durch das qualitativ hochwertige Setting. Der einflussreiche Kaufmann, Sammler und Völkerschaubetreiber Heinrich Christian Umlauff, später auch Kostümbildner und Filmkulissen-Architekt, errichtete auf dem Gelände von Hagenbecks Tierpark auch mit Expertise des Völkerkundemuseums unter enormem Aufwand qualitativ hochwertige Filmkulissen.
Dass die sehr schönen und detailliert gestalteten vorspanischen Kostüme und Tempelattrappen nicht den Inka, sondern vor allem den Maya nachempfunden waren, war dabei von nachrangigem Interesse. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums von Langs Meisterwerk werfen wir einen Blick auf den Film und seine Entstehung, und hinterfragen auch kritisch, ob und sich inwieweit unsere Sicht auf die vorspanischen Kulturen Mesoamerikas gewandelt hat. Durch die Veranstaltung führt Christian Brückner.
Ort und Zeit: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, Von-Melle-Park 3, Vortragsraum (HG 154), 1. Etage, Beginn 18 Uhr (c.t.). Der Eintritt ist frei.
Abbildung: Filmheld Kay Hoog untersucht die Tempelanlage, Screenshot aus “Die Spinnen – Der Goldene See”, 1919.
Donnerstag, 19. September 2019
„Kukulkan, erscheine uns!” – Touristisches Traumland Chichén Itzá?
Millionen von Touristen besuchten bereits die archäologische Stätte Chichén Itzá in Yukatan, die zu einem der “Neuen Sieben Weltwunder” gezählt wird. Gemeint ist damit eigentlich die sog. “Kukulkan-Pyramide”, an der zu den Tag-und Nachtgleichen um den 21.3. und 23.9. ein eigentümlicher Lichteffekt zu beobachten ist. Die offenbar astronomische Ausrichtung des Gebäudes und die Deutung vieler seiner Architekturelemente als manifeste Teile eines Kalendersystems haben zu einer Zahlenmystik und sozusagen esoterischen Aufladung des Ortes geführt, der seit den 1980er Jahren halbjährlich Hundertausende “mag(net)isch” anzieht, darunter Zehntausende von New Age´lern.
Abbildung rechts: Lichteffekt an der Balustrade der nördlichen Treppe der sog. Kukulkan-Pyramide.
Jeff Himpele und Quetzil E. Castañeda liefern in ihrem 1997 erschienen Dokumentar-Film “Incidents of Travel in Chichén Itzá” eine notwendigerweise schonungslose Bestandsaufnahme der vom Tourismus vereinnahmten archäologischen Stätte. Esoterik, Stereotypen, Exotismen und westliche Visionen von dem, wer und was “die Maya” seien, werden ebenso kritisch hinterfragt wie das Recht auf indigene Teilhabe und der Status ethnographischer Authentizität und akademischer Deutungshoheit.
Ausschnitte aus diesem und weiteren Filmen werden gezeigt und diskutiert. Durch die Veranstaltung führt Christian Brückner.
Ort und Zeit: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, Von-Melle-Park 3, Vortragsraum (HG 154), 1. Etage, Beginn 18 Uhr (c.t.). Der Eintritt ist frei.
(Abbildung unter: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Chichen_Itza_Temple_of_Kukulcan_Serpent.JPG.)
Donnerstag, 20. Juni 2019
High Moon in Uxmal. Filmvortrag von Christian Brückner
Schon der Beginn der Filme Der Schatz der Azteken und Die Pyramide des Sonnengottes wirken wie Werbefilme zu den schönsten archäologischen Stätten Mexikos. Mit diesem “Gringo-Trail” im Kopf kann der Zuschauer der Suche nach sagenhaften Kostbarkeiten folgen (dann allerdings landschaftlich durch Kroatien) und in genüsslichem Schaudern abwarten, wer als Menschenopfer für die Götter bestimmt wird – bis der Held endlich den Mechanismus zum Tempeleingang findet, und alles gut wird.
Wurden dabei unschuldige Ruinenorte und arglose Artefakte auf dem Altar der Filmindustrie geopfert, und zu fetten Schinken à la Karl May oder Indiana Jones verbraten, oder ist auch hier ein genauerer Blick notwendig? Dieser Teil der Vortragsserie “Mesoamerika im Film” widmet sich den großen Klischees und Stereotypen dieses Kulturraumes. Gezeigt und untersucht werden Filmmotive und -szenen, die eine geradezu ikonische Qualität aufweisen, weil sie in Variationen immer wiederkehren: der Schatz, das Menschenopfer, die Tempelpyramide. Film ab!
Ort und Zeit: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, Von-Melle-Park 3, Vortragsraum (HG 154), 1. Etage, Beginn 18 Uhr (c.t.). Der Eintritt ist frei.
Donnerstag, 16. Mai 2019
“El Antifaz. ‘Tschüss die Seele’ – Die Verabschiedung” Dokumentarfilm, Nordwestmexiko, Sierra Tarahumara von Claus Deimel, 2018
Die Tarahumara gehören zu den geschundetsten Völkern Mexikos und des indigenen Lateinamerikas. Kaum eine andere Gruppe sogenannter Indianer überlebt derart friedlich und zugleich widerständisch und ausgestattet mit so wenigen materiellen Mitteln wie die Tarahumara im nordwestmexikanischen Bundesstaat Chihuahua – die sich selbst Rarámuri, d.h. „die Fußläufer“, nennen.
Sie leben eine Form der Resistenz, indem sie bewährte Verhaltensweisen und soziale Umgangsformen trotz „Zivilisationsdruck“ nicht aufgeben. Sie praktizieren aggressionslosen Widerstand gegen modernistische Formen der Veränderung ihrer sozialen Riten und Verhaltensweisen. Der Film zeigt den Fluss dieses bemerkenswerten Alltags und Festtags im pointierten Narrativ, und wie dieses Alltagsnarrativ sich steigert zu einem Fest, das die Seele eines verstorbenen Menschen rituell in den Himmel schickt und ihr zum Abschied „Adiosi ba“: „tschüss die Seele“ nachruft.
Dem Film vorangestellt wird eine Einführung von Dr. Claus Deimel.
Szene aus El Antifaz, Foto © Claus Deimel 2018
Ort und Zeit: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, Von-Melle-Park 3, Vortragsraum (HG 154), 1. Etage, Beginn 18 Uhr (c.t.). Der Eintritt ist frei.
Donnerstag, 18. April 2019
Frohe Ostern? Die Semana Santa im Hochland von Guatemala in “Balancing the Cosmos. Living Traditions in a Modern Maya City” – Ein Film von Andrew Weeks, 2010
Immer wieder begleitete Andrew Weeks über einen Zeitraum von acht Jahren traditionelle T´zutujil-Maya in Santiago Atitlán und verarbeitete insbesondere ihre religiöse Lebenswirklichkeit in dem Film “Balancing the Cosmos – Living Traditions in a Modern Maya City” von 2010. Ein Protagonist in Weeks beeindruckender Filmstudie ist die Figur des lokalen Heiligen Maximón, dem besonders zu Ostern eine essenzielle Rolle zukommt – ohne ihn sind nach traditioneller Überzeugung die Auferstehung Jesu und der Fortbestand der Welt unmöglich. Der Film zeigt, wie der religiöse Alltag, insbesondere aber das Osterfest, vorbereitet und gefeiert wird. An diesem vorosterlichen Termin werden im Rahmen der Reihe “Mesoamerika im Film” wesentliche Ausschnitte der Semana Santa aus Weeks´ Film vorgeführt.
Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass sich die Bewohner am Atitlán-See mit gesellschaftlichen Veränderungen und auch Spannungen konfrontiert sehen, die auch mit dem Tourismus und nicht zuletzt der großen Bekanntheit des Maximón zusammenhängen. Ebenfalls thematisiert werden auch die ethnologischen Arbeiten der Forscher, die in diesem Bereich tätig sind und waren.
Andrew Weeks selbst ist derzeit wieder vor Ort und berichtet in einem anschließenden Interview-Mitschnitt von den Veränderungen seit dem Dreh und der aktuellen Situation in Santiago Atitlán.
Durch die Veranstaltung führt Christian Brückner.
Abbildung oben rechts: Verehrung des Maximón, Filmstill aus “Balancing the Cosmos”, Foto © Andrew Weeks, 2010.
Ort und Zeit: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, Von-Melle-Park 3, Vortragsraum (HG 154), 1. Etage, Beginn 18 Uhr (c.t.). Der Eintritt ist frei.
Freitag, 29. März 2019
Mittelamerika: Kaffeereise mit Musik
Diavortrag von Gerrit Höllmann – Musik vom Duo María Yebra und Eugenio Cornejo
Gerrit Höllmann berichtet von seinem letzten Besuch bei Kaffeekooperativen in Honduras und Guatemala. Welche Schwierigkeiten und Perspektiven haben die Kooperativen angesichts der herrschenden Gewaltverhältnisse? Anschließend widmet sich das lateinamerikanische Duo musikalisch diesen Themen.
Ort und Zeit: Saal der W3 – Werkstatt für internationale Kultur und Politik e. V., Nernstweg 32 – 34, 22765 Hamburg, Beginn 19 Uhr.
Die Veranstaltung wird von Zapapres e. V. organisiert und findet im Rahmen der Hamburger Romerotage statt; Eintritt ist frei – Spenden erwünscht.
Donnerstag, 28. März 2019
Mesoamerika im Film – Einführung von Christian Brückner
500 Jahre liegen zwischen dem Beginn der Eroberung Mexikos und unserer heutigen Sicht auf die vorspanischen Kulturen in Mittelamerika. Seit den 1950er Jahren gelingt es vor allem den vielen Kulturwissenschafter_innen aus den Bereichen Archäologie, Ethnologie, Geschichte und und weiteren Disziplinen, ein immer besseres und genaueres Bild von Azteken, Maya, Olmeken & Co. zu gewinnen. Wenngleich die vielen Forscherinnen und Forscher um eine differenzierte Betrachtung und um Erkenntnisgewinn – vorrangig in schriftlicher Form – bemüht sind, wird die allgemeine Wahrnehmung neben diversen populärwissenschaftlichen Beiträgen in Magazinen und Zeitungen sehr stark durch Archäologie- und Geschichtsdokus sowie durch Spielfilme geprägt. Hinzu kommen im Internet zahlreiche Beiträge wie Tutorials, zusammengeschnittene Videosclips oder Cinematic Trailer von PC-Games.
Daher widmet sich diese Vortragsreihe der filmischen Rezeption Mesoamerikas. Gezeigt und diskutiert werden eine kontrastreiche Auswahl von Filmen bzw. Filmausschnitten: Ethnographischer Film, Spielfilme mit fiktiver sowie mit historischer Handlung, Geschichtsabrisse und Archäologie-Expeditionen im Doku-Format und diverse Beiträge aus dem Internet, sowie Auszüge aus Science Fiction und aus dem nicht unwesentlichen Bereich des “Trash”.
Ort und Zeit: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, Von-Melle-Park 3, Vortragsraum (HG 154), 1. Etage, Beginn 18 Uhr (c.t.). Der Eintritt ist frei.