Vorträge

Ringvorlesung zur Mesoamerikanistik – Aktuelle Forschungen

Der Kulturraum Mesoamerika, der weite Teile Mittelamerikas umfasst, und vor allem durch die Maya und die Azteken bekannt ist, bietet eine faszinierende Vielfalt und Dichte an materieller und geistiger Kultur. Durch Erkenntnisse aus der Archäologie, der Ethnologie und vielen weiteren wissenschaftlichen Disziplinen können wir neues Wissen über die Zivilisationen gewinnen, die Mesoamerika seit Jahrtausenden bis in die heutige Zeit prägen. In dieser Reihe werden Forschungen  zu den Gesellschaften in vorspanischer Zeit und in der kolonialen Epoche vorgestellt, sowie neuzeitliche und aktuelle Entwicklungen in den Blick genommen.

Besucher vor der sog. Nischenpyramide der archäologischen Stätte El Tajín, Mexiko.
Foto © Christian Brückner

Veranstaltet wird die Vortragsreihe in Kooperation mit dem Allgemeinen Vorlesungswesen und der Klassischen Archäogie an der Universität Hamburg. Die Vorträge werden in den Vortragsräumen des Hauptgebäubekomplexes der Universität in der Edmund-Siemers-Allee 1, im Zentralbau, sowie im Westflügel stattfinden. Die genauen Raumangaben finden Sie unter den Informationen zu den einzelnen Vorträgen. (Den Raumplan des Hauptgebäudes finden Sie hier.)

Mittwoch, 02. April 2025

Christian Brückner (Universität Hamburg)

Der Kulturraum Mesoamerika – Eine Einführung

Wer schuf die kolossalen Steinköpfe? Wie funktionierte der Maya-Kalender? Warum war Grünstein wertvoller als mixtekisches Gold? Was hat es mit den Pyramiden in Teotihuacan auf sich? Warum ist eine Zugstrecke in Yuatan ein Problem? Solche, und noch viel mehr Fragen tauchen auf, wenn über den Kulturraum Mesoamerika gesprochen wird. Hierzu bietet die Wissenschaft immer wieder neue und erstaunliche Erkenntnisse. In dieser Vortragsreihe werden aktuelle Forschungen aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen vorgestellt. Die Einführung dient dazu, zunächst einen Überblick über Mesoamerika zu bieten, von A wie Azteken bis Z wie Zapoteken.

Zeit und Ort: Beginn 18.00 Uhr c.t., Universität Hamburg, Magdalene-Schoch-Hörsaal (Hörsaal J), Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1.

Mittwoch, 09. April 2025

Nicolaus Seefeld (Unviersität Bonn)

Das Massengrab von Uxul und die Funktion von ritueller Gewalt in der klassischen Mayagesellschaft

Obwohl es in der Mayakunst der Klassik (250–900 n. Chr.) zahlreiche explizite Darstellungen von ritueller Gewalt, (z.B. Erniedrigung von Gefangenen und Opferungen) gibt, konnten physische Belege für diese Praktiken bisher kaum im archäologischen Befund dokumentiert werden. Viele Untersuchungen belegen, dass die klassischen Maya rituelle Gewalt zumeist im Kontext kriegerischer Konflikte anwendeten. 

Fotos der Grabung in Uxul. Fotos © Nicolaus Seefeld

Der Archäologe Dr. Nicolaus Seefeld entdeckte 2013 im Rahmen der Ausgrabungen in Uxul ein Massengrab, welches sich in einer künstlichen Höhle befindet und die Überreste von 20 Individuen enthält. In diesem Vortrag werden die Resultate der physisch-anthropologischen Analyse vorgestellt und der Bezug zur politischen und religiösen Funktion von ritueller Gewalt in der klassischen Mayagesellschaft aufgezeigt.

Zeit und Ort: Beginn 18.00 Uhr c.t., Universität Hamburg, Magdalene-Schoch-Hörsaal (Hörsaal J), Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1.

Mitwoch, 23. April 2025

Claudine Hartau (Hamburg): 

Hat die Hölle einen Schornstein? Aztekische und christliche Jenseitskonzeptionen

Der Vortrag gibt einen Überblick über die aztekische Gesellschaft, die Beziehung der Menschen zu den Göttern und die verschiedenen Jenseitsorte und entwickelt daraus den Begriff des Schicksals innerhalb des aztekischen Weltbilds. Es wird gezeigt, dass das aztekische Weltbild eindeutig diesseitsorientiert war und damit konträr zur christlichen Jenseitsorientierung stand.

Zeit und Ort: Beginn 18.00 Uhr c.t., Universität Hamburg, Magdalene-Schoch-Hörsaal (Hörsaal J), Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1.

Mittwoch, 30. April 2025

Ulrich Wölfel (Universität Bonn) 

Neue Untersuchungen zu den Forschungen von Eduard Seler und Caecilie Seler-Sachs in der Chaculá-Region

Der Vortrag wird die archäologischen Forschungen, die das deutsche Forscherehepaar Eduard Seler und Caecilie Seler-Sachs 1896 in der Chaculá-Region im nordwestlichen Hochland von Guatemala durchführte, in ihrem historischen Kontext und aus heutiger archäologischer Sicht betrachten. Es werden die Ergebnisse einer neuen Untersuchung sowohl der Fundkontexte vor Ort in Guatemala, als auch der Objekte, die aus Selers Grabungen resultieren, vorgestellt. Letztere sind im Ethnologischen Museum Berlin erhalten. Neben der Betrachtung von Selers Arbeiten werden auch darüber hinausgehende archäologische Untersuchungsergebnisse aus der Chaculá vorgestellt.

Zeit und Ort: Beginn 18.00 Uhr c.t., Universität Hamburg, Magdalene-Schoch-Hörsaal (Hörsaal J), Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1.

Donnerstag, 22. Mai 2025

Antje Gunsenheimer: (Universität Bonn)

Das Öko-Tourimusprojektes XYAAT: Nachhaltiger Tourismus und lokaler Umweltschutz in Quintana Roo, Mexiko

Die Riviera Maya ist seit mehr als 50 Jahren das Reiseziel von vielen Millionen mexikanischen wie internationalen Tourist*innen. Die Folgen des Massentourismus zeigen sich im Ausbau urbaner Zentren mit den vorgelagerten Siedlungen der Dienstleister, der Verkehrswege (Stichwort ‚tren maya‘), der Privatisierung von Küstenstrichen sowie den Cenotes und umliegenden Gebieten im Hinterland, begleitet von massiven Einwirkungen auf den Wasserhaushalt, Verdrängung der regionalen Flora und Fauna, Verdrängung der einheimischen Bevölkerung und steigender Kriminalität. Mit dem Aufbau eigener, dem Umweltschutz-verpflichteter Tourismusangebote versuchen sich einige Maya-Gemeinden gegen diese Trends zu stellen, um gleichzeitig mit eigenen Produkten am Tourismusgeschäft zu partizipieren. Sie stehen damit in starker Konkurrenz zu den industriell arbeitenden, meist internationalen Firmen in einem Geschäftsmodell, welches an sich schon anfällig ist für wirtschaftliche Krisen. Anhand des gemeinde-basierten Tourismusprojektes XYAAT in der Gemeinde Señor (Quintana Roo, Mexiko) stellt der Beitrag die lokalen Akteure sowie ihre Ziele vor, ihr Verständnis von nachhaltigem Tourismus und ihre Vermittlung von Maya-Kultur an ein überwiegend deutsch-sprachiges Publikum.  

Umweltunterricht einer Schulgruppe mit der Organisation XYAAT. Foto © XYAAT, 2023

Zeit und Ort: Beginn 18.00 Uhr c.t., Universität Hamburg, Magdalene-Schoch-Hörsaal (Hörsaal J), Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1.

Donnerstag, 05. Juni 2025

Claus Deimel (Hamburg)

„Als wenn Du schon gestorben bist- Alles wird vertrocknen“ “. Chihuahua, 2024

Dokumentarfilm über die rezente Situation ökologischer Verwüstung in Nordwestmexiko. Der Film beschreibt kulturellen Widerstand in verschiedenen Bereichen einer Gemeinschaft der Rarámuri in der Sierra Tarahumara. 

Trockenheit in der Sierra Tarahumara. Foto © Claus Deimel

Autor Claus Deimel. Deutsch und spanisch mit engl. Untertiteln (42 Min.). 

Zeit und Ort: Beginn 18.00 Uhr c.t., Universität Hamburg, Eduard-Heimann-Hörsaal (Hörsaal H), Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1.

Donnerstag, 19. Juni 2025

Harald Thomaß (Freie Universität Berlin)

Rituelle Sprechakte im yukatekischen Maya: Was machen rituelle Spezialisten, wenn sie beten?

Die rituellen Spezialisten der Maya entwerfen in ihren Gebeten ein spezifisches Bild der kosmologischen Raumzeit bzw. der spirituellen Geografie, und formulieren Aufforderungen und Bitten an die übernatürlichen Akteure. Sie sprechen beschreibende Äußerungen, spirituelle Erklärungen und selbstreferentielle Aussagen, die an die menschlichen Teilnehmer der Agrarrituale und an die übernatürlichen Akteure gerichtet sind. Die Gebete sind von einer metaphorischen Sprache geprägt. Konkrete Objekte auf dem Altar und konkrete menschliche Personen am Altar bekommen durch ihre sprachlichen Bezeichnungen in den Gebeten eine Stellvertreterfunktion und verweisen auf die spirituellen Zusammenhänge. Dabei sind mehrdeutige Begriffe, bzw. unscharf bezeichnete übernatürliche Akteure ein Charakteristikum der Gebete und beschreiben die sprachliche Annäherung an die übernatürliche Sphäre. In dem Vortrag werde ich die pragmatische Sprachanalyse zum Verständnis der Gebete der Maya heranziehen und gleichzeitig die Beschränkungen dieser Theorie für das Verständnis von ritueller Sprache darstellen.

Rituelle Spezialisten in San José Tixkokob. Foto © Harald Thomaß

Zeit und Ort: Beginn 18.00 Uhr c.t., Universität Hamburg, Eduard-Heimann-Hörsaal (Hörsaal H), Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1.

Donnerstag, 26. Juni 2025

Maria Gaida (Berlin)

Mundus vult decipi, ergo decipiatur. Die Welt will betrogen werden, also sei sie betrogen. Fälschungen archäologischer Objekte aus Mexiko

Fälschung oder Orginal? Figurengefäße aus Oacaxa, Mexiko. Fotos © Ethnologisches Museum, Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Foto l.: Waltraut Schneider-Schütz; Foto r.: Claudia Obrocki

Seit der Eroberung Mexikos 1521 übten „exotische/kuriose“ Gegenstände eine Faszination auf die spanischen Eroberer aus und beflügelten im Folgenden die Nachfrage, die bis heute anhält. Fälscher bedienten seitdem die wachsende Nachfrage mit einem oft hervorragenden, qualitätvollen Angebot, das im späten 19. Jh. auch den internationalen Kunstmarkt erreichte. Anhand einiger Beispiele aus Mexiko wird der Frage nachgegangen, warum Kunstliebhaber und auch Fachleute Fälschungen archäologischer Funde nicht erkennen konnten oder wollten und sich der Illusion von Authentizität hingaben. Marktinterne Nachfragen, der jeweilige Zeitgeist/Zeitgeschmack sowie auch kultur- und museumspolitische Überlegungen im Nachkriegs-Deutschland führten dazu, dass man nur allzu gerne der suggestiven Kraft der Täuschung erlag, die immer mit erheblicher krimineller Energie einhergeht.

Zeit und Ort: Beginn 18.00 Uhr c.t., Universität Hamburg, Vortragsraum ESA W 121, Hauptgebäude–Wesflügel, Edmund-Siemers-Allee 1.

Hinweis für Studierende: Diese Ringvorlesung kann als CIC-Wahlbaustein anerkannt werden. Das CIC (Certificate Intercultural Competence ) ist ein extracurriculares Angebot für Studierende der Universität Hamburg, die sich in besonderem Maße mit interkulturellen Themen beschäftigen möchten.Weitere Informationen und Anmeldung.