Publikationen

Mesoamerikanistik: Archäologie, Ethnohistorie, Ethnographie und Linguistik
Eine Festschrift der Mesoamerika-Gesellschaft Hamburg e.V.
Lars Frühsorge, Meike Böge, Christian Brückner, Miriam Heun, Jenny Lebuhn-Chhetri, Dirk Tiemann (Hrsg.)
2015, Aachen, Shaker Verlag

Die Mesoamerikanistik beschäftigt sich mit den indianischen Ethnien Mittelamerikas. Neben den alten Kulturen der Olmeken, Maya oder Azteken mit ihren eindrucksvollen Monumentalbauten, Kalender- und Schriftsystemen sind in den letzten Jahrzehnten auch zunehmend die dramatischen Veränderungen nach Ankunft der Europäer und die heutige globalisierte Lebenswelt indigener Gemeinschaften in Mexiko, Belize, Guatemala, Honduras und El Salvador in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt.

Anlässlich des fünfzigjährigen Jubiläums der Hamburger Mesoamerikanistik wurde von der Mesoamerika-Gesellschaft Hamburg e.V. dieser Sammelband herausgegeben, der erstmalig einen umfassenden Überblick über die vielfältigen Forschungen innerhalb dieses Fachgebietes im deutschsprachigen Raum gibt. Das Spektrum der Themen reicht dabei von aktuellen Ergebnissen archäologischer Ausgrabungen über linguistische und historische Studien bis hin zu ethnologischen Artikeln. So finden sich in dem Band Beiträge der meisten führenden Fachvertreterinnen und Fachvertreter an Universitäten und Museen, die Ergebnisse ihrer oft langjährigen Forschungsarbeiten vorstellen. Darüber hinaus werden aber auch vielversprechende Projekte des wissenschaftlichen Nachwuchses präsentiert. Abgerundet wird das Themenspektrum durch Beiträge zur Fachgeschichte und zu bisher wenig erforschten Beständen in Bibliotheken und Museen, die großes Potenzial für zukünftige Forschungen liefern.

Nähere Informationen:
http://www.shaker.de/de/content/catalogue/index.asp?lang=de&ID=8&ISBN=978-3-8440-4166-8

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Anthropomorphe Keramikfiguren aus Teotenango und Ojo de Agua, Tal von Toluca, Mexiko
Spiegelbild der kulturellen Vielfalt einer zentralmexikanischen Stätte
Miriam Heun
2012, Hamburg, Verlag Dr. Kovač

Trotz ihrer weiten Verbreitung über die gesamte Welt und ihrem variationsreichen Vorkommen, wurden menschlich dargestellte Figuren in der Wissenschaft meist gegenüber anderen Artefaktkategorien als zweitrangig behandelt. Ein Fortschritt in der Erforschung von Figurinen, und somit auch eine Erweiterung des Wissens über häusliche Rituale, ästhetisches Empfinden und wirtschaftliche Tätigkeiten der vorspanischen Kulturen Mesoamerikas, lässt sich nur erzielen, wenn die Publikation und Analyse von Figurinen, voran getrieben wird. Ausgehend von dieser Problematik hat sich die Autorin in diesem Buch zur Aufgabe gemacht, die anthropomorphen Keramikfiguren aus den beiden archäologischen Stätten Teotenango und Ojo de Agua in Zentralmexiko zu bearbeiten und zu analysieren, denn diese haben bisher kaum wissenschaftliche Beachtung erfahren.

Der Ruinenort Teotenango wurde im Laufe seiner Existenz von verschiedenen Kulturen, darunter den Azteken, Matlatzincas sowie der Teotihuacan-Kultur, bewohnt und erobert. Dies zeigt sich nicht nur in der Architektur, sondern auch in der Gebrauchskeramik. Es stellte sich die Frage, inwiefern sich diese einzelnen Kulturen auch in den Keramikfiguren widerspiegeln, bzw. welche Einflüsse erkennbar sind. Dazu wurden alle Figuren der beiden Orte stilistisch analysiert und katalogisiert, wobei einige interessante Ergebnisse, zur Besiedlungs-, bzw. Nutzungsgeschichte der Orte, zu Tage traten. Dieses Buch leistet einen wichtigen Beitrag zur weiteren archäologischen Erforschung der Region, des Tals von Toluca. Vor allem der Katalog ist eine hervorragende Materialbasis auch für künftige Forschungen.

Nähere Informationen:
http://www.verlagdrkovac.de/3-8300-6488-8.htm

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Erinnerungsorte in Mesoamerika
Lars Frühsorge, Armin Hinz, Jessica N. Jacob, Annette I. Kern, Ulrich Wölfel (Hrsg.)
2011, Aachen, Shaker Verlag

Für den Kulturraum Mesoamerika, der sich von Mexiko über Guatemala bis nach Honduras erstreckt, stellt die Untersuchung von Erinnerungskultur(en) einen fruchtbaren Ansatz zum Verständnis kultureller Kontinuitäten dar. Zugleich wird damit der Blick auf diesbezügliche Brüche, Verformungen und Neueinschreibungen gelenkt. Mit der kollektiven Vergegenwärtigung des Vergangenen werden Identifikationskerne geschaffen, die mithin der Gestaltung der Zukunft dienen, wie zahlreiche Publikationen zur Erinnerungskultur moderner Nationalstaaten oder antiker Gesellschaften im mediterranen Raum aufzeigen. Im vorliegenden Sammelband werden die Konzepte der »Erinnerungsorte« von Pierre Nora sowie des »kulturellen Gedächtnisses« von Jan Assmann unter Berücksichtigung der entsprechenden kulturellen Spezifika auf Mesoamerika übertragen.

Die präsentierten Fallbeispiele aus der vorspanischen Zeit, der Zeit der spanischen Kolonialherrschaft sowie der von Nationalstaaten geprägten Gegenwart beleuchten die bedeutenden politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbrüche in dieser Region. Dabei wird deutlich, dass in Krisen die Aneignung der Vergangenheit zu einem Mittel der Selbstorganisation und Neuorientierung indianischer Bevölkerungsgruppen wird. Die Betrachtung des polyethnischen und sprachlich wie kulturell heterogenen Mesoamerikas lenkt die Aufmerksamkeit unweigerlich auf eine interkulturelle Dimension von Erinnerung und die damit verbundenen Übersetzungs- wie Übertragungsproblematiken. Durch ihren engen Bezug zu archäologischen Befunden, indianischen Schriftquellen und ethnografischen Erkenntnissen vermitteln die Beiträge anschaulich Einblicke in die indianischen Gedanken- und Vorstellungswelten.

Die Zusammenstellung verdeutlicht die Bandbreite mesoamerikanischer Erinnerungskulturen und unterstreicht ihre Bedeutung für das Verständnis vergangener wie gegenwärtiger Gesellschaften in Mesoamerika. Darüber hinaus bereichert sie die Regionalstudien aus Geschichte, Geographie oder Politikwissenschaft um die Perspektiven von Erinnerung der indianischen Gesellschaften und Kulturen in Zentralamerika. Nicht zuletzt ergänzt der vorliegende Sammelband die theoretische Debatte über Erinnerung um Fragen zu außereuropäischen Formen kollektiver Gedächtnisse.

Nähere Informationen:
http://www.shaker.de/de/content/catalogue/index.asp?lang=&ID=8&ISBN=978-3-8322-9794-7

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Götter, Gräber und Globalisierung: Indianisches Leben in Mesoamerika – 40 Jahre Alt- und Mesoamerikanistik an der Universität Hamburg
Lars Frühsorge, Armin Hinz, Annette I. Kern & Ulrich Wölfel (Hrsg.)
2010, Hamburg, Verlag Dr. Kovač

Der Studiengang Mesoamerikanistik an der Universität Hamburg feierte 2005 sein 40-jähriges Bestehen. Um das breite Spektrum der Arbeitsfelder des Faches einem größeren Publikum nahezubringen, wurden anlässlich des Jubiläums zwei Ringvorlesungen veranstaltet.
Der Band versammelt die Beiträge der Referenten dieser Ringvorlesungen und spannt dabei einen breiten thematischen Bogen von Forschungsergebnissen über Azteken, Mixteken und Maya, von der vorspanischen Zeit bis in die Gegenwart, bis hin zu der Hamburger Fachgeschichte. Auch in methodischer Hinsicht sind alle wichtigen Arbeitsfelder des Faches von der Archäologie und Ikonographie bzw. Epigraphie über die Ethnohistorie bis hin zur Ethnographie und Linguistik vertreten. Das thematische Spektrum reicht von Bilderhandschriften über traditionelle Krankheitskonzepte bis hin zu den Auswirkungen des Freihandels auf die indigene Landwirtschaft. Der abschließende Beitrag eines yukatekischen Maya über seine Erfahrungen während eines Besuches in Hamburg bietet einen interessanten Kontrapunkt zur üblichen westlichen wissenschaftlichen Repräsentation indigener Kultur.

Nähere Informationen:
http://www.verlagdrkovac.de/3-8300-4932-3.htm

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Archäologisches Kulturerbe, lokale Erinnerungskultur und jugendliches Geschichtsbewusstsein bei den Maya
Eine historische und ethnographische Untersuchung indigener Interpretationen der vorspanischen Zeit, der spanischen Invasion und des Bürgerkriegs in Guatemala
Lars Frühsorge
2010, Hamburg, Verlag Dr. Kovač

Die letzten Jahrzehnte bedeuteten einen radikalen Umbruch in der Geschichte und Geschichtsschreibung der Maya. Während sich das wissenschaftliche Bild der vorspanischen Kultur durch die Entzifferung der Hierogylphenschrift erheblich erweiterte, hatte die Repression der indigenen Bevölkerung im guatemaltekischen Bürgerkrieg (1960-1996) ihren traurigen Höhepunkt erreicht. Seit dem Ende der Kampfhandlungen findet aber ein neues Selbstbewusstsein Verbreitung. Basierte indigene Kultur vormals auf den einzelnen Gemeinden mit ihren unterschiedlichen Trachten, Sprachen und Traditionen, so gewinnt heute eine landesweite Maya-Identität zunehmend an Bedeutung. Anstatt nur auf lokale Traditionen zurückzugreifen, bedienen sich kulturelle Aktivisten heute verstärkt der vorspanischen Geschichte und fordern Gehör für ihre eigenen Vergangenheitsdeutungen. Während sich in Nordamerika eine neue Schule indigener Archäologie entwickelt hat, die eine stärkere Integration der Interessen lokaler Gemeinschaften anstrebt, ist aus Guatemala bisher wenig über das Geschichtsdenken der Maya bekannt.

Lars Frühsorge füllt diese Lücke mit dieser Studie in unterschiedlicher Weise: In einem historischen Abriss wird die Entwicklung des indianischen Geschichtsdenkens von der vorspanischen Zeit bis in die Gegenwart nachvollzogen. Anschließend folgt eine Diskussion der heutigen Erinnerungskultur, deren Vielfalt mit Beispielen aus verschiedenen Teilen des Landes illustriert wird. Im Zentrum der Analyse stehen dabei die lokale Wahrnehmung von archäologischem Kulturerbe sowie die Interpretationen der vorspanischen Epoche, der spanischen Eroberung und des Bürgerkrieges, wie sie in traditionellen Ritualen und mündlicher Überlieferung, aber auch in modernen Wandbildern und Museen Ausdruck finden. Zudem werden die Ergebnisse einer Befragung von 525 Jugendlichen analysiert, womit im Rahmen dieser Studie die erste überregionale Studie zum Geschichtsbewusstsein Jugendlicher in Guatemala vorliegt. Mit dieser thematischen Breite richtet sich das Werk nicht nur an ein archäologisch, historisch und ethnologisch interessiertes Publikum, sondern stellt auch einen bedeutenden Beitrag zur Debatte um Erinnerung und Geschichtsbewusstsein im Allgemeinen dar.

Nähere Informationen:
http://www.verlagdrkovac.de/978-3-8300-5153-4.htm

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Die Anatomie der Azteken
Bernarino de Sahagúns anatomischer Bericht aus dem Codex Florentinus, Buch 10, Kapitel 27
Uta Berger
2010, Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, Peter Lang

Bereits die Azteken hatten ein differenziertes Wissen von der menschlichen Anatomie. Es war der Franziskanermönch Bernardino de Sahagún, der im 16. Jahrhundert die Kultur des vorspanischen Mexikos dokumentierte, und zwar in aztekischer Sprache. Sein berühmter Codex Florentinus enthält jenen Bericht zur Anatomie, der diesem Buch zugrunde liegt. Übersetzung und Analyse des aztekischen Textes sowie die Auswertung der im Codex enthaltenen Abbildungen vermitteln ein aus heutiger Sicht verblüffendes Körperkonzept, welches an altweltliche und biblische Ideen erinnert und doch frei ist von religiösen Vorstellungen jedweder Art. Für Ethnologen und Mediziner dürfte die Lektüre ebenso gewinnbringend sein wie für Historiker und Linguisten.

Der anatomische Bericht der Azteken im Codex Florentinus – Übersetzung und Analyse – Anatomisches Wissen der Azteken – Zur Frage einer anatomischen Bilderhandschrift – Anatomisches Lehr -und Anschauungsmaterial der Azteken – Europas Anatomie und Humoralmedizin – Sahagúns literarisches Vorbild zum anatomischen Text.

Uta Berger studierte Medizin und Altamerikanistik. Sie arbeitete über altmexikanische Bildermanuskripte Großbritanniens, Techialoyanmanuskripte, einen aztekischen Bilderkatechismus und aztekische Kartographie. Ihr Interesse gilt astronomischen und anatomischen Motiven in der altmexikanischen Kunst.

Rezension von Berthold Riese als PDF-Datei

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